Thomas (Tom) Guhl ist Geschäftsführer der Franz Pfister AG. Die Franz Pfister AG ist auf die Reinigung von Flächen (Bsp. Tunnelbauwerke, Kaugummientfernung) und die Reinigung und Untersuchung von Kanalisationen spezialisiert. Das Unternehmen gehört seit 2017 zur Hächler-Gruppe und beschäftigt an seinem Standort in Zürich 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wie lange sind Sie schon bei der Franz Pfister AG?
Das ist gar nicht so einfach festzulegen. Bereits im Jahr 1999 gab ich für sechs Monate ein kurzes Intermezzo bei der Franz Pfister AG. Dann war ich erstmals Unternehmer und machte mein Hobby zum Beruf – ich übernahm die Leitung eines Bowlingcenters. Im Jahr 2002 kehrte ich zur Franz Pfister AG als Tunnelreiniger zurück. Hier war ich mit den Speziallastwagen meistens in der Nacht unterwegs und reinigte Tunnelwände in der ganzen Schweiz.
Sie selbst sagen immer mit einem Lächeln: «Ich habe eine Tunnelwäscherkarriere gemacht.» Was meinen Sie damit?
Im Oktober 2010 wurde bei mir die Krankheit Multiple Sklerose festgestellt. Das war ein Schock, aber letztendlich auch der Beginn meiner Karriere vom Tunnelwäscher zum Geschäftsführer. Die Franz Pfister AG ermöglichte mir nach Entdeckung meiner Erkrankung den Wechsel in die Werkstatt. Im Jahr 2014 wurde ich Projektleiter in der Flächenreinigung und wechselte ins Büro. Im Jahr 2016 wurde ich zum Leiter Flächentechnik befördert und wir konnten dann erste Erfolge einfahren, für die ich die Verantwortung hatte.
Wie erlebten Sie die Übernahme der Franz Pfister AG durch die Hächler-Gruppe?
Für mich war das im ersten Augenblick ein riesiger Schock, denn für mich war es undenkbar, dass das Familienunternehmen Franz Pfister im Jahr 2017 an die Hächler-Gruppe verkauft wurde. Noch heute habe ich violettes Blut (Anmerkung der Redaktion: Das ist die Firmenfarbe von Franz Pfister). Ich war dann aber offen und schnell stellte ich fest, dass die Hächler-Gruppe ihre Versprechen gegenüber uns eingehalten hat. Die Franz Pfister AG agiert weiter selbstständig. Immer, wenn es unseren Kunden dient, können wir die gesamten Dienstleistungen und Ressourcen der Firmengruppe einsetzen. Heute fühle ich mich in der Hächler-Gruppe daheim.
Wie hat sich die Sache dann weiterentwickelt?
Im Jahr 2018 kam Joachim Lorch, der Vorsitzende der Gruppenleitung, auf mich zu, um über meine Zukunft zu sprechen. Er traute mir zu, die Aufgabe als Geschäftsleiter der Franz Pfister AG zu übernehmen. Ganz wichtig war der Hächler-Gruppe, dass die zusätzliche Verantwortung keinen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat. Ich weiss noch genau, dass ich Joachim Lorch sagte: «Du kannst auch einen externen Geschäftsleiter einstellen, der nach sechs Monaten krank wird. Bei mir weisst du wenigstens, woran du bist.» Und so begann mein Abenteuer «Geschäftsführer Tom Guhl».
Wie geht es Ihnen heute?
Es ist fast unglaublich. Die Herausforderung und die hohe Verantwortung haben sogar eher einen positiven Einfluss auf den Verlauf meiner Krankheit. Die Motivation, die Ablenkung und der Zwang, dass ich jeden Morgen gebraucht werde, halten mich in Schwung. Ich bin sehr stolz darauf, dass es meinem tollen Team und mir gemeinsam gelingt, die Franz Pfister AG erfolgreich zu führen. Ich bin ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung der Hächler-Gruppe. Dort werden gemeinsam hauptsächlich neue Ideen und neue Dienstleistungen weiterentwickelt. Neue «Sachen» auszuprobieren ist eine meiner grössten Leidenschaften.
Was machen Sie zum Ausgleich?
Meine Partnerin und ich haben uns 2019 ein Wohnmobil gekauft. Wir lieben es, gemeinsam durch Europa zu reisen. Schon ein Wochenende reicht mir, um mich zu erholen. Unsere Hündin Nina sorgt natürlich auch für viel Bewegung. Dank Nina mache ich jeden Tag Spaziergänge bis acht Kilometer, am Wochenende können es auch schon mal zehn Kilometer sein.
Februar 2021